Unsere atemberaubende Vorher-Nachher Vergleiche zeigen das historische Neapel.
Den genauen Standort einer historischen Fotografie neu einzufangen und den Charme vergangener Zeiten in die Gegenwart zu übertragen, kann sowohl den Fotografen als auch die Betrachter in Staunen versetzen. Oft trennen die Aufnahmen viele Jahrzehnte – bis zu hundert Jahre – und das „Rad der Zeit“ hat deutliche Spuren hinterlassen. Kriege, Stadtplanungen und Umbauten haben manche Straßenzüge radikal verändert, sodass sie kaum wiederzuerkennen sind, während andere Szenen fast unverändert wirken.
Die Kunst der Re-Fotografie, historische Ansichten aus derselben Perspektive mit der heutigen Zeit zu vergleichen, fasziniert durch ihren einzigartigen „Brückenschlag“ zwischen unserer Gegenwart und einer längst vergangenen Welt. Diese Fototechnik ermöglicht es uns, die Veränderungen bekannter Straßen und Viertel im Lauf der Jahrzehnte neu zu begreifen. Welche Teile der Stadt sind noch im ursprünglichen Zustand erhalten, und was ist für immer verloren gegangen?
Das süditalienische Neapel ist ein weltbekanntes und äußerst beliebtes Reiseziel. Die Stadt diente lange als Residenz einer Nebenlinie der spanischen Bourbonen und wurde entsprechend prunkvoll zum königlichen Sitz ausgebaut. Hier vereinen sich antike Stilelemente und barocke Baukunst mit den teils chaotischen Bauphasen des 20. Jahrhunderts zu einem einzigartigen Stadtbild. In der Welt der Re-Fotografie gilt Neapel jedoch als eine Art fotografisches „Stillwasser“ – sein Straßenbild blieb glücklicherweise weitgehend unberührt. Im Gegensatz zu Städten wie Berlin oder Warschau, deren Stadtbild durch die Zerstörungen des Krieges tiefgreifend verändert wurde, strahlt Neapel eine bemerkenswerte Beständigkeit aus. Dennoch bleibt die Frage spannend, welche Veränderungen das Stadtbild in den letzten 100 Jahren erlebt haben könnte. In diesem Artikel laden wir Dich ein, mit uns auf eine Zeitreise durch Neapel zu gehen.
Die Piazza del Plebiscito ist der größte öffentliche Platz Neapels und heute ein beliebter Veranstaltungsort für Konzerte und Feierlichkeiten. Er wird von der Meerespromenade, dem Königspalast, der Einkaufsstraße Via Toledo und der Basilika San Francesco di Paola eingefasst. Letztere wurde im Stil des römischen Pantheons errichtet und weist eine auffällige architektonische Ähnlichkeit auf. Schon zur Zeit der Könige von Neapel war die Piazza das Herzstück der Stadt und diente durch die Nähe zum Königspalast als Parade- und Exerzierplatz. Während der Revolution von 1848/49 war er, zusammen mit der Via Toledo, Schauplatz heftiger Auseinandersetzungen. Sein heutiges Erscheinungsbild erhielt der Platz jedoch erst 1994; davor prägten ein großer Parkplatz und eine mehrspurige Straße das Areal.
Der Vergleich mit der historischen Aufnahme, die mehr als 110 Jahre alt ist, zeigt kaum wesentliche Veränderungen. Die Basilika San Francesco mit ihrer imposanten Kuppel und den beiden Seitenkapellen dominiert das Bild, eingerahmt von einem halbkreisförmigen Säulengang. Heute wird dieser Bereich jedoch oft von obdachlosen Menschen als Lager genutzt, was dem Charme des Ortes etwas abträglich ist. Vor der Basilika stehen zwei Reiterstandbilder der Könige Ferdinand I. und Karl III., geschaffen vom italienischen Bildhauer Antonio Canova. Der einzige nennenswerte Unterschied liegt in der Platzierung der kunstvoll verzierten Laternenmasten.
Die Aufnahme aus dem Jahr 1923 zeigt die Fontana del Gigante, den „Brunnen des Riesen“. Dieser Monumentalbrunnen aus dem 17. Jahrhundert stand ursprünglich auf der Piazza del Plebiscito, direkt am südwestlichen Eck des Königspalastes. Seinen Namen verdankt der Brunnen einer kolossalen antiken Statue, die ihn einst flankierte. Im Laufe der Zeit wurde das prächtige Bauwerk mehrfach verlegt und fand 1905 seinen heutigen, malerischen Standort an der Via Partenope, in der Nähe der Festung Castel dell’Ovo.
Die Pflasterung und die teilweise steinerne Umfassungsmauer, die auf der historischen Aufnahme zu sehen sind, sind heute verschwunden. Stattdessen prägen Grünflächen und ein freier Blick auf den Golf von Neapel das Bild. Die Meerespromenade ist besonders abends lebendig und sowohl bei Touristen als auch bei Einheimischen sehr beliebt.
Zu sehen ist die Piazza Dante, ein lebhafter und oft überfüllter Stadtplatz im Herzen von Neapel. Benannt nach dem berühmten italienischen Dichter Dante Alighieri, ist der halbkreisförmige Platz eine beliebte Anlaufstelle, besonders für Touristengruppen. Das zentrale Element ist die imposante Bronzestatue von Dante, der als Vater der italienischen Sprache verehrt wird. Direkt hinter der Statue befindet sich der Komplex des Nationalen Internats „Viktor Emmanuel II.“, ein historisches Gebäude, das mehrere Bildungseinrichtungen beherbergt.
Die Piazza Dante war schon damals ein bedeutender Verkehrsknotenpunkt. Auf alten Aufnahmen erkennt man einen regen Straßenbahnverkehr mit zahlreichen Linien des städtischen „Elektrischen“. Heute sind die Straßenbahnen, bis auf einige wenigen Linien, fast vollständig aus dem Stadtbild verschwunden, und unter dem Platz verkehrt stattdessen die U-Bahn-Linie 1.
Heutzutage präsentiert sich die Piazza Dante als ein oft chaotischer und hektischer Ort. Verkaufsstände mit Souvenirs und anderen Waren prägen das Erscheinungsbild des Platzes. Bemerkenswert ist auch die bauliche Veränderung an dem Gebäude auf der linken Seite, dessen ursprüngliche Dachkonstruktion durch eine zusätzliche Etage ersetzt wurde.
Das Bild des Castel Nuovo („Neue Burg“) stammt aus dem Jahr 1965 und zeigt eine Momentaufnahme, die auf den ersten Blick der heutigen Ansicht sehr ähnlich erscheint. Dennoch lassen sich einige interessante Veränderungen feststellen. So gab es 1965 noch keine U-Bahn, die erst 1993 in Betrieb genommen wurde. Heute liegt hier unter der Erde der U-Bahnhof „Municipio“. Ein weiteres markantes Detail ist die Reiterstatue von König Viktor Emmanuel II., die damals noch an diesem Ort stand. Sie wurde später entfernt und rund 600 Meter von hier entfernt auf die Piazza Giovanni Bovio verlegt, wo sich heute der U-Bahnhof „Università“ befindet. Rechts im Hintergrund erscheint der Königspalast von Neapel.
Das zentrale Element auf beiden Aufnahmen ist das Castel Nuovo, eine der drei beeindruckenden Burgen Neapels. In seiner massiven Architektur erinnert es an die frühere Bastille in Paris. Die Burg wurde im 13. Jahrhundert erbaut und beeindruckt durch ihre mächtigen Basteien, die noch heute ihre Wehrkraft ausstrahlen. Besonders sehenswert ist das monumentale Eingangstor, das zugleich als kunstvoll gestalteter Triumphbogen dient und ein bedeutendes Beispiel mittelalterlicher Baukunst darstellt.
Unsere jüngste Aufnahme aus dem Jahr 1971 zeigt erneut die Piazza del Plebiscito, die von den beeindruckenden Reiterstandbildern der Könige Ferdinand I. im Vordergrund und Karl III. (auch bekannt als Karl VII., König von Neapel) im Hintergrund geprägt wird. Die überlebensgroßen Skulpturen stellen die Könige als klassische Imperatoren in antiken Gewändern dar, wobei beide Figuren in Richtung des majestätischen Königspalastes blicken.
Eine markante Veränderung bei der Betrachtung des alten Bildes zeigt der Mega-Parkplatz, der fast die gesamte Fläche des Platzes einnahm. Erst 1994 wurde die Piazza del Plebiscito in eine verkehrsberuhigte Zone umgewandelt und damit als öffentlicher Raum zurückgewonnen. Interessant ist auch die Gruppe der spielenden Kinder ganz links, welche die Fußballkultur Neapels eindrucksvoll einfangen.
Im Hintergrund erhebt sich der Hügel Vomero, der durch das berühmte Kloster Certosa di San Martino (rechts) und die Festung Sant’Elmo (links) dominiert wird. Beide Bauwerke bieten nicht nur eine reiche historische Kulisse, sondern auch einen atemberaubenden Panoramablick auf den Golf von Neapel und den majestätischen Vesuv.
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Die historischen Aufnahmen stammen aus der Sammlung von Vargha Zsuzsa. Előd Erika, Kieselbach Gyula, Aradi Péter und Krasznai Gyula. Sämtliche Bilder befinden sich im Besitz des Bildarchivs Fortepan.
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