Batlló, Milà, Vicens, Güell – Die Meisterwerke von Gaudí in Barcelona

Lohnst sich der Besuch in der „Casa“ von Gaudí? Unser Erfahrungsbericht

A yellow building with a blue sky and clouds in the background

Gaudís Werke sind das A und O in Barcelona – doch was steckt wirklich hinter dem Hype?

Der Name Antoni Gaudí ist untrennbar mit der katalonischen Hauptstadt Barcelona verbunden. Der tragische Held des Modernisme, der katalanischen Ausprägung des Jugendstils, schuf die herausragendsten Bauten dieser kulturellen und architektonischen Bewegung. Zunächst deutlich vom Stil der Gotik sowie der arabisch-maurischen Architektur beeinflusst, entwickelte Gaudí nach und nach eine eigene, unverkennbare Formsprache. Dabei griff er auf die Nähe zur Natur zurück und ließ auch Fabelwesen in seine Werke einfließen. Fauna und Flora sind aus Gaudís Schaffen ebenso wenig wegzudenken wie die typischen bunten Keramikfliesen und die ungewöhnlichen Raumgestaltungen.


Antoni Gaudís Genie manifestiert sich in Barcelona im Wesentlichen in sechs großen Projekten: darunter vier profane Bauten – die sogenannten „Casas“ beziehungsweise der Palau –, eine gescheiterte Gartenstadt, die heute als Park Güell bekannt ist, und schließlich sein absolutes Meisterwerk, die bis heute unvollendete Kathedrale Sagrada Familia.
Diese ist zugleich auch zu seinem Vermächtnis geworden: 1926 wurde Gaudí auf dem Weg zur Baustelle von einer
Straßenbahn tödlich verletzt. Sein Grab befindet sich in der Krypta der Kathedrale und ist nur während laufender Gottesdienste öffentlich zugänglich.


A brick tunnel with arches and lights on the floor

Gaudí ist – neben dem Fußballklub FC Barcelona – das Markenzeichen der Stadt. Entsprechend groß ist der Andrang vor seinen Bauwerken, und der Besuch kann schnell zu einem ziemlich teuren Vergnügen werden. Angebot und Nachfrage – so lautet die einfache Erklärung. Dennoch sollte man sich gut überlegen, welche Besichtigungen sich wirklich lohnen und welche weniger. Wir haben die vier profanen Bauten von Gaudí besucht – die Casa Batlló, die Casa Milà, die Casa Vicens sowie den Palau Güell .
Welche Eindrücke wir in Barcelona gesammelt haben und ob sich der Besuch wirklich lohnt, erfährst Du hier.


Die Casa Vicens – das erste „Haus“ von Gaudí


Casa Vicens Barcelona

Die Casa Vicens, entstanden in den Jahren 1883–1885, ist ein Frühwerk Gaudís und gilt als das erste der sogenannten „Häuser“. Sie unterscheidet sich in ihrer Gestaltung grundlegend von seinen späteren Bauten. Auftraggeber war die Familie Vicens, die sich eine Sommerresidenz im mediterranen Stil wünschte.
Etwas abseits der großen Touristenströme liegt die Casa Vicens im
Stadtteil Gràcia. Anders als vor der Casa Batlló bilden sich hier keine endlosen Schlangen – ein großer Vorteil für Besucher, die das Haus in Ruhe entdecken möchten.


Errichtet unter dem Einfluss maurisch-arabischer Stilelemente, wirkt das Gebäude farbenfroh und bildet zusammen mit dem liebevoll restaurierten Garten eine Harmonie. Zugleich sind bereits die später typischen Merkmale Gaudís deutlich erkennbar: seine Vorliebe für Naturmotive und die Verwendung bunter Keramikfliesen zeigen sich im gesamten Innenraum.


  • A building with stairs leading up to it and a sign that says ' eiffel tower ' on it
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  • A row of potted plants are lined up in front of a building
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  • A red building with a checkered dome on top of it
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  • Looking up at a building with palm trees in front of it
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  • A building with a clock on the top of it
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Besonders beeindruckt haben uns die kunstvoll verzierte Veranda mit ihren Trennpanelen sowie die prachtvoll gestalteten Zimmerdecken. Überall im Haus finden sich florale Motive – unter anderem Magnolien – in unterschiedlichsten Formen und Farben.
In den oberen Etagen befindet sich eine Ausstellung zur Geschichte und Architektur der Casa Vicens. Das begehbare Dach begeistert mit dem für Gaudí charakteristischen geschwungenen, also bogenförmigen Stil.

  • Tipp: Die Casa Vicens ist von Gaudís vier profanen Bauten die am wenigsten überlaufene. Typische Merkmale des Modernisme lassen sich hier besonders gut und in vergleichsweise ruhiger Atmosphäre entdecken.


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Der Palau Güell – ein „venezianisches“ Stadtschloss inmitten des Armenviertels


A set of stairs with a red carpet on them

Der Palau Güell aus dem Jahr 1888 ist das zweite bedeutende Bauwerk Antoni Gaudís. Errichtet im Auftrag des einflussreichen Mäzens Eusebio Güell, erinnert der Palast an einen venezianischen Stadtpalast. Bereits die Fassade ist imposant, ebenso der Eingang als ein Meisterwerk der Schmiedeeisenkunst. Auch das Innere wirkt prächtig und luxuriös. Fasziniert haben uns das zentrale Treppenhaus sowie die kunstvoll ausgestatteten Räume, die in Teilen an die Gotik erinnern.


  • Gut zu wissen: Der Palau Güell ist selten ohne Wartezeit zu besichtigen. Er liegt in einer engen Seitenstraße unweit der belebten La Rambla und ist vom Straßenverkehr stark umgeben. Die Kasse befindet sich direkt am Eingang, was den Andrang zusätzlich verstärken kann.


Wie bei allen Gaudí-Bauten ist auch das Dach begehbar. Die geschwungenen Formen, typisch für seinen Stil, dominieren hier ebenfalls das Bild. Doch wie so oft, wenn der Name Gaudí ins Spiel kommt, ist auch der Besuch dieses Hauses ein teures Vergnügen. Wir hatten den Eindruck, dass man gut abwägen sollte, welche der vier „Casas“ man sich tatsächlich ansieht – nicht zuletzt deshalb, um den Geldbeutel zu schonen.


  • Schon gewusst? Der Palau Güell wurde im ehemaligen Armenviertel El Raval errichtet – ein Umstand, der den Kontrast zwischen dem reichen Bürgertum und der verarmten Arbeiterschicht besonders deutlich macht. Auch die massiven Gitter der unteren Stockwerke sprechen eine klare Sprache.


Die Casa Battló – Ein Haus voller Symbolik


A building with a green sign that says ' cactus ' on it

Die Casa Batlló ist zweifelsohne das schönste und bekannteste profane Meisterwerk Antoni Gaudís. Das farbenfrohe Haus mit seiner einzigartigen Fassade ist unverwechselbar und zieht Besucher aus aller Welt an. Es steht am eleganten Passeig de Gràcia – jener Straße, auf der der Reichtum Barcelonas und seiner Industriellen zur Schau gestellt wurde.
Das ursprüngliche Gebäude wurde bereits 1877 errichtet. Zwischen 1904 und 1906 ließ der Textilindustrielle Josep Batlló es von Gaudí umfassend renovieren und umbauen – das Ergebnis ist die heutige Casa Batlló.


Die Fassade erzählt die Legende des Heiligen Georg (Sant Jordi): Das Dach erinnert an Drachenschuppen, das markante Kreuz symbolisiert die Lanze, mit der Georg den Drachen tötete. Die Eisengitter stellen Totenköpfe dar, und die Galerie im ersten Stock gleicht dem weit aufgerissenen Maul des Ungeheuers.


Dass die Casa Batlló besonders beliebt ist, zeigt sich an den meist langen Wartezeiten – wir hatten mit nur 20 Minuten noch Glück. Die Tickets sind in verschiedene Kategorien gestaffelt – auch die günstigste Variante hat ihren Preis. Dafür erlebt man beeindruckende Räume, die in einem Rundgang präsentiert werden. Der Ablauf ist straff, was eine reibungslose Besucherführung ermöglicht, lässt aber nur wenig Zeit zum Verweilen.


A woman stands in a room with stained glass windows

Wie in anderen Gaudí-Bauten zeigen sich auch hier seine typischen Merkmale: die enge Verbindung zur Natur, die organisch anmutenden Raumformen, kunstvolle Keramikfliesen und raffinierte Lichtführung. Die Räume selbst sind weitgehend leer – ähnlich wie in der Casa Vicens oder im Palau Güell. Die ehemaligen Privaträume der Familie Batlló sind nur gegen Aufpreis zugänglich.


  • Gut zu wissen: Aufgrund des hohen Besucherandrangs und der stellenweise sehr engen Raumverhältnisse kann der Rundgang körperlich wie geistig anstrengend sein. Wer die Casa Batlló besuchen möchte, sollte frühzeitig planen – und etwas Geduld mitbringen.


Die Casa Milà „La Pedrera“ – ein wirklicher Steinbruch?


A large building with a lot of windows is surrounded by people

Die Casa Milà, auch bekannt als „La Pedrera“ – der Steinbruch –, befindet sich ebenfalls am Passeig de Gràcia, nur wenige Gehminuten von der Casa Batlló entfernt. Dieses Meisterwerk Gaudís hebt sich bereits auf den ersten Blick deutlich vom Rest ab: Statt kunstvoller Keramikfliesen dominiert eine wellenartige, fast farblose Fassade aus Naturstein. Erbaut wurde das Wohnhaus zwischen 1906 und 1912 und gilt als Gaudís letzter Profanbau, bevor er sich ganz dem Lebenswerk Sagrada Familia widmete.


  • Tipp: Im Gegensatz zur Casa Batlló ist der Andrang hier spürbar geringer – ein echter Pluspunkt. Die vollständig möblierte Wohnung verleiht der Casa Milà eine besondere Tiefe, denn sie macht das Lebensgefühl des frühen 20. Jahrhunderts auf authentische Weise erlebbar. Unser Eindruck: Inhaltlich hat die Casa Milà von allen vier profanen Bauwerken Gaudís am meisten zu bieten.


Zu Beginn stieß die Casa Milà bei den Bewohnern Barcelonas auf wenig Begeisterung – sie erschien vielen zu radikal, sogar zu ungewöhnlich. Erst im Laufe der Zeit wurde sie als architektonische Perle des Modernisme anerkannt. Als größtes Highlight empfanden wir die original eingerichtete großbürgerliche Wohnung mit all ihren damaligen technischen Errungenschaften: Telefonanschluss, fließendes Wasser, moderne Sanitäranlagen – all das war zur Bauzeit bemerkenswert fortschrittlich. Im Dachgeschoss befindet sich zudem eine kleine, informative Ausstellung über Gaudís Bauweise und Visionen, die den Besuch abrundet. Auch das geschwungene Dach ist begehbar und überzeugt durch seine fantasievollen, mit Mosaiken verkleideten Schornsteine und Lüftungsschächte.


Unser Fazit – Lohnt sich der Besuch von allen Meisterweken Gaudís in Barcelona?


Looking up at the sky through a hole in a building

Antoni Gaudís Meisterwerke gehören zu den faszinierendsten Sehenswürdigkeiten Barcelonas, und zwar jedes auf seine ganz eigene Weise. Die farbenfrohe Casa Batlló beeindruckt mit ihrer erzählerischen Fassade und den fantasievollen Details, ist jedoch das teuerste Haus und immer überlaufen. Die Casa Milà überzeugt durch eine authentisch möblierte Wohnung, wirkt aber auf den ersten Blick eher nüchtern. Die Casa Vicens punktet mit Ruhe, exotischem Flair und einer harmonischen Verbindung von Natur und Architektur – ein echter Geheimtipp. Der Palau Güell schließlich begeistert mit seiner prächtigen Ausstattung und tiefer Symbolik. Wer Gaudís Handschrift wirklich verstehen möchte, sollte – je nach Interesse und vor allem Budget – bewusst auswählen, denn nicht jedes Bauwerk bietet den gleichen Zugang zu seinem Schaffen.


Die Preisgestaltung erwies sich in Teilen als wenig besucherfreundlich. Die Eintrittspreise für Einzeltickets sind durchweg hoch – wer sparen möchte, sollte gezielt nach Kombitickets oder Angeboten suchen. Inhaltlich konnten manche Besichtigungen den Erwartungen, die mit dem Preis einhergehen, nicht immer standhalten.


Einzelne Situationen haben uns dabei besonders nachdenklich gestimmt: So wurden die Gäste der Casa Batlló trotz eines starken Gewitters zügig ins Freie gebeten – eine Lösung mit mehr Rücksicht auf die Wetterlage wäre hier sicher möglich gewesen. In der Casa Milà erlebten wir einen Sicherheitsmitarbeiter, der gegenüber Touristinnen hektisch und unprofessionell auftrat. Auch wenn die meisten Mitarbeiterinnen freundlich und hilfsbereit waren, bleiben solche Momente nicht ohne Wirkung – sie können dem Besuch des Einzelnen einen unangenehmen Beigeschmack verleihen.

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Und nun zur alles entscheidenden Frage: Lohnt sich der Besuch? Inhaltlich hat die Casa Milà am meisten zu bieten – sie bleibt unser klarer Favorit und ist uneingeschränkt empfehlenswert. Die Casa Batlló hingegen überzeugt vor allem durch ihre spektakuläre Fassade. Ein kostenpflichtiger Besuch lohnt sich vor allem für echte Gaudí-Fans oder Architekturbegeisterte, die tiefer eintauchen möchten. Ähnlich verhält es sich mit der Casa Vicens: Der architektonische Reiz ist von außen bereits gut erfassbar. Der Palau Güell nimmt eine Mittelstellung ein – auch wenn er weitgehend leer ist, lohnt sich ein Blick auf die kunstvolle Innenarchitektur. Am Ende des Tages bleibt die Entscheidung jedem selbst überlassen – doch wer mit Augenmaß plant, kann Gaudís Welt auch ohne große Ausgaben entdecken.















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