So hat sich Berlin-Mitte im Laufe der Zeit verändert.
Das Phänomen der Re-Fotografie gewinnt immer mehr Beliebtheit. Diese Tatsache kommt kaum überraschend, denn der Vergleich von alten und neuen Aufnahmen - möglichst aus derselben Perspektive aufgenommen - gestattet dem Betrachter einen seltenen Einblick in das Leben von damals. Re-Fotografie zeigt aber auch oft Veränderung und Verlust. Gebäude, ja Straßenzüge und ganze Viertel können aus verschiedenen Gründen wie Krieg oder Neugestaltung, komplett verschwinden.
Das Bild einer Stadt verändert sich ständig. Dies fällt in Berlin besonders ins Auge. Die deutsche Bundeshauptstadt ist in der Tat äußerst facettenreich. Hier trifft Preußens Erbe auf die Relikte der kommunistischen Vergangenheit, die wiederum Platz für die Zukunft macht. Unsere faszinierenden Vorher-Nachher Fotografien zeigen den Alltag in Berlin-Mitte unverhüllt: wie es einst war und wie es jetzt ist.
Im Herzen der Museumsinsel steht das Alte Museum. Erbaut im ersten Quartal des 19. Jahrhunderts, gehört dieser historische Bau zum Weltkulturerbe der UNESCO. Die historische Aufnahme wurde 1936, lediglich einige Jahre vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges aufgenommen. Zu sehen ist die Hauptfassade des Alten Museums mit den typischen klassizistischen Säulen, die an die Antike erinnern. Im Vordergrund steht das Standbild des Löwenkämpfers, dahinter jenes der Amazone zu Pferde, die sich gegen einen Panther wehrt. Auffällig sind auch die Menschen, die in die Richtung des Lustgartens schauen – einem Ort von militärischen Paraden und politischen Kundgebungen.
Der heutige Anblick des Alten Museums ist trist: die Säulen tragen immer noch die Spuren der Verwüstung im Krieg. Die Schlusslöcher sind lediglich verputzt, somit kann der Betrachter die Intensität der Kämpfe nachvollziehen. In einem ebenso traurigen Zustand wie das Gebäude, befinden sich auch die beiden Standbilder. Rechts auf dem Bild erscheint die berühmte Granitschale. Im Hintergrund erheben sich hingegen sozialistische Bauten.
Der Berliner Lustgarten bildet zusammen mit dem Alten Museum, dem Berliner Dom und dem wieder aufgebauten Stadtschloss ein bauliches Ensemble. Die historische Aufnahme aus dem Jahr 1937 zeigt einen Teil des Lustgartens mit Fokus auf das Alte Museum. Der riesige Vorplatz war schon im Kaiserreich als Ort von Militärparaden und Versammlungen bekannt, entwickelte sich dann zur Zeit des Nationalsozialismus zum Ort von Propagandakundgebungen. Zu dieser Zeit wurde der Lustgarten gepflastert, Grünfläche gab es lediglich seitlich.
Im Gegensatz zur relativen Ruhe des alten Fotos wirkt der heutige Anblick dynamisch. Der Lustgarten mit dem Springbrunnen ist heute besonders bei gutem Wetter ein beliebter Treffpunkt der Einheimischen und Touristen gleichermaßen. Grünflächen dominieren erneut und laden zum Verweilen ein.
Der Berliner Dom erhebt sich am östlichen Ende des Lustgartens und dominiert das Gelände. Dieser Sakralbau ist die größte evangelische Kirche Deutschlands und dient als Grabstätte der preußischen Königsfamilie. Unsere alte Aufnahme zeigt das Leben im Jahr 1914. Weniger als ein Jahrzehnt nach seiner Fertigstellung präsentiert sich der Berliner Dom äußerst prächtig. Stilelemente der Neorenaissance und des Neobarock überwiegen, die reich verzierte Kuppel strebt in Richtung des Himmels. Vor dem Dom herrscht reges Treiben: im Vordergrund fährt ein ausgelasteter Pferdeomnibus vorbei, während im Hintergrund ein Automobil, zahlreiche Kutschen und eine Straßenbahn zu sehen sind.
Der heutige Blick auf den Berlin Dom, ganze 110 Jahre später, zeigt mehrere Veränderungen auf. Die prächtigen Verzierungen der Kuppeln wurden nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg durch einfache Lösungen ersetzt. Auch das historische Stadtviertel ist komplett weg. Dort, wo einst das Nikolai- und Heilige-Geist Viertel standen, steht gähnende Leere oder wurde durch weniger beeindruckende Stahl- und Glaskonstruktionen ersetzt. Im Vordergrund ist die stark befahrene Karl-Liebknecht-Straße zu sehen.
Das Bode Museum (Kaiser Friedrich Museum) bildet die äußerte, nördliche Spitze der Museuminsel. Das wunderschöne, im Stil des Neubarock erbaute Museum steht direkt am Zusammenfluss der Spree und des Spreekanals. Hier sind das Byzantinische Museum, die Skulpturensammlung sowie das Münzkabinett beheimatet.
Der Vergleich der historischen Aufnahme aus dem Jahr 1914 mit dem aktuellen Blick weist am Gebäude selbst keine sichtbaren Veränderungen auf. Auffälliger ist hingegen das Vorgelände. Die Reiterstatue Kaiser Friedrichs III. wurde in der DDR-Zeit zerstört. Heute steht dort der "Hektor Köpf" von Markus Lüpertz. Auch die nördliche Monbijubrücke musste Veränderungen erleiden und überspannt statt zwei mit einem Bogen die Spree. Die Umzäunung am Ufer wirkt auf der neuen Aufnahme etwas verwahrlost.
Das Brandenburger Tor ist das Wahrzeichen schlechthin von Berlin. Einst auf die Anweisung Friedrich Wilhelms II. im Stil des Frühklassizismus erbaut, steht heute das Brandenburger Tor symbolisch für die deutsche Einheit. Die historische Aufnahme (1914) blickt vom Platz des 18. März aus auf den regen Verkehr vor dem Brandenburger Tor. Interessant ist, dass der Verkehr damals durch das Tor und den dahinterliegenden Pariser Platz führte. Zu sehen sind Omnibusse und mehrere Automobile.
Links auf dem Bild überzeugen auch die Fassaden im maurischen Stil, welche auf der heutigen Aufnahme der schlichten Vorderansicht weichen mussten. Der Bereich des Brandenburger Tores ist heute verkehrsberuhigt und in einem sehr guten Zustand erhalten.
Das Polizeipräsidium Alexanderplatz, besser bekannt als die „Rote Burg“, wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts im sogenannten „Rundbogenstil“ erbaut. Der riesige Gebäudekomplex befand sich bis zu seiner Zerstörung in der DDR-Zeit im nördlichen Bereich vom Alexanderplatz. Das historische Bild aus dem Jahr 1900 zeigt reich verzierte Fassaden mit einem Springbrunnen im Vordergrund.
Ungefähr an dieser Stelle steht heute der Standort unserer Aufnahme. Zu sehen ist der Haupteingang des 2007 erbauten Einkaufszentrums Alexa. Alexa ist eines der größten Einkaufszentren Berlins mit über 1 Million pro Monat. Von der alten „Roten Burg“ ist zwar nichts mehr übriggeblieben, die roten, jedoch fensterlosen Fassaden von Alexa sollen allerdings an den Vorgängerbau erinnern.
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Quelle historische Bilder: Fortepan: Schmidt Albin, Ebner, Lőrincze Judit
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